Allergien, warum gerade ich?

Allergien nehmen epidemisches Ausmaß an

Allergien nehmen rasant zu und immer mehr Menschen leiden daran. Die möglichen Auslöser für eine Allergie sind zahlreich und beständig am zunehmen. So reagieren Menschen allergisch auf Staub, Tierhaare, Federn, Pollen, Waschmittel, selbst Nahrungsmittel und mittlerweile sogar auf Wasser oder Sonnenlicht. Es scheint sich eine Kluft zwischen Mensch und Natur aufzutun.

Die Zunahme von Allergien

Weltweit leiden schätzungsweise 100 Millionen Menschen an Heuschnupfen. Circa 235 Millionen Menschen leiden an Asthma. Sogar 250 Millionen Menschen weisen Lebensmittelallergien auf. Damit leiden 30% der Weltbevölkerung unter einer oder mehreren Allergien und die Zahl der Allergiker steigt jedes Jahr um 5%. Dabei handelt es sich um eine schier explosionsartige Zunahme der Allergien. Wenn in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch einer von dreißig Industriebewohnern von einer Allergie betroffen war, so sind es mittlerweile mindestens einer von dreien. Selbst Entwicklungsländern, die früher praktisch keine Allergien aufwiesen, sind mit Übernahme des westlichen Lebensstils ebenfalls vermehrt von Allergien geplagt. Wenn der momentane Trend anhält, so könnten bald 50 % der Europäer an Allergien leiden.

Was ist eine Allergie?

Eine Allergie ist eine Überreaktion des Immunsystems auf an sich harmlose Umweltstoffen, die von der Körperabwehr als Bedrohung betrachtet werden. Die Reaktionen reichen von leichten Heuschnupfen bis zu potenziell tödlichen Reaktionen.

Wieso macht unsere moderne Umwelt so viele zu Allergikern?

Allein durch die Gene lässt sich der rasante Anstieg von Allergien nicht erklären, denn Gene können sich nicht so schnell ändern, wie Allergien in der Bevölkerung innerhalb weniger Jahrzehnte zugenommen haben. Eine mögliche Erklärung wären hier aber die Veränderungen in der Umwelt. Diese konnten sich innerhalb kürzester Zeit verändern und würde damit einen möglichen Erklärungsansatz liefern. Dazu gibt es zwei Theorien:

I) Die Hygiene-Hypothese

Seit Allergien erstmals zu Beginn des letzten Jahrhunderts beschrieben wurden, hatte man festgestellt, dass v.a. Menschen darunter litten, die einen höheren Hygienestandard aufwiesen, was sich beispielsweise an den Wohnbedingungen oder den Sanitäranlagen widerspiegelt. Mit der Zunahme des Hygienestandards nahmen Parasitosen ab. Dies sei, so die Anhänger der Hygiene-Hypothese, kein natürlicher Zustand und begünstige, dass sich das Immunsystem dann anderen Stoffen zuwendet, an dem es seine Kampfkunst erweisen und erproben kann. Bei diesen anderen Stoffen kann es sich nun um die Stoffe handeln, mit denen der Organismus täglich zu tun hat und die eigentlich keine Gefährdung darstellen dürften, so z.B. Pollen oder Staub.

Der signifikante Anstieg von allergischen Reaktionen in den letzten Jahrzehnten, der sich parallel zur Zunahme besserer Wohn- und Lebensbedingungen entwickelte, wären ein Argument für diese Hypothese.

II) Hypothese, nach der Allergien uns vor Umweltschadstoffen schützen sollen

Der Hygiene-Hypothese gegenüber gestellt, ist die Theorie, nach der die Allergie und die mit ihr einhergehende allergische Reaktion, uns vor dem Eindringen von schädlichen Stoffen aus unserer künstlich geschaffenen Umwelt schützen soll. Typische Symptome bei einer allergischen Reaktion sind beispielsweise Niesen, Husten und vermehrte Schleimbildung. Dies empfindet der Allergiker als höchst unangenehm. Aber gerade durch diese Reaktionen werden automatisch weniger Schadstoffe in den Körper aufgenommen, da sich in dem gebildeten Sekret die Schadstoffe verfangen, die dann u.a. durch Husten und Niesen aus dem Körper katapultiert werden. Könnte es daher nicht sein, dass die eigentliche Ursache für Allergien gar nicht in einem fehlgeleiteten Immunsystem zu finden ist, dass fälschlicherweise sogar Substanzen aus der Natur angreift, sondern vielmehr darin, dass der Körper versucht, uns dadurch vor der Invasion von Umweltschadstoffen zu schützen?

Allergien als Abwehrmechanismus vor Giftstoffen?

Diese Hypothese stellt die Hygiene-Hypothese auf den Kopf, denn nach ihr wären Allergien ein Versuch uns vor einer Welt zu schützen, die nicht sauberer, sondern giftiger geworden ist.

Nach dieser Ansicht wären Allergien viel weniger eine Erkrankung, als viel mehr eine biologische Schutzreaktion auf Attacken von Schadstoffen auf unseren Körper. Sie würden eine Form der Abwehr darstellen. Genauso wie unsere Immunsystem in der Lage ist uns vor Umweltfaktoren zu schützen, die mikrobieller Natur sind, wäre es also auch imstande uns vor Umweltfaktoren zu schützen, die chemisch-toxischer Natur sind.

Ohne Umweltbelastungen bräuchte es keine Allergien

Wir sind einer Vielzahl von Chemikalien, Umwelttoxinen und sonstigen Schadstoffen ausgesetzt. Diese können für uns genauso schädlich sein wie eine Infektion. Nach dieser Theorie hat das Immunsystem eine Funktion entwickelt, uns vor den zunehmenden Gefahren einer Welt zu schützen, die uns immer mehr Schadstoffe zumutet. Unser Immunsystem würde es also durch eine allergische Reaktion tun.

Allergiker leben gesünder

Die Funktion einer Allergie, stetig etwas aus dem Körper heraus zu befördern und das Eindringen von Substanzen zu verhindern, würden für diese Hypothese sprechen. Auch das für Allergien typische Charakteristikum der Vermeidung, spräche für diese Theorie, denn durch die Vermeidung ist der Körper dem Schadstoff wenige ausgesetzt und seine Bemühungen wären erfolgreich. So erkranken Allergiker seltener an solchen Krebserkrankungen, die durch Umweltbelastungen hervorgerufen werden.