Lexikon
Chelat-Therapie (Schwermetallausleitung)
Bei der Chelat-Therapie handelt es sich um ein Verfahren zur Ausleitung von Schwermetallen. Diese Schwermetallausleitung wird über Infusionen vorgenommen. Des Weiteren wird die Chelat-Therapie zur Behandlung von degenerativen Gefäßerkrankungen eingesetzt und bietet daher eine mögliche Alternative zur Bypass-Operation.
Bei der Chelat-Therapie werden sogenannte Chelatoren eingesetzt. Diese können Schwer- und Leichtmetalle im Blut binden. Anschließend werden diese gebundenen Metalle über die Nieren ausgeschieden. In diesem Zusammenhang spricht man von einer Schwermetallausleitung oder Schwermetallentgiftung.
Durch die Fähigkeit der Chelatoren auch an frei Kalziumionen zu binden, kommt die Chelattherapie auch bei Verkalkungen der Gefäße zum Einsatz. Bei der Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) lagern sich vermehrt Plaques in die Gefäßwände ein. Zu einem großen Teil bestehen diese Plaques aus abgelagertem Kalzium. Dieses Kalzium, welches sonst bspw. dem Knochen seine Festigkeit verleiht, führt nun zur Verhärtung der Gefäßwände.
Natürlicherweise sollten die Gefäßwände gut beweglich und elastisch sein. Mit der Einlagerung von Kalzium in die Gefäßwände werden diese Arterien hingegen zunehmend starr und fest. Der Blutdruck steigt und die Blutversorgung in die einzelnen Organe ist durch Einengung des Gefäßlumens reduziert. Durch Bindung und Ausscheidung der in den Gefäßwänden eingelagerten Kalziumionen kann ein Fortschreiten der Arteriosklerose verhindert werden.
Aus diesem Grund wird die Chelat-Therapie eingesetzt bei Gefäßverkalkungen. Auf diese Weise sollen Krankheiten vorgebeugt werden, die mit einer Verkalkung der Gefäße einhergehen.
Dazu gehören:
- Schlaganfall (Hirninfarkt)
- Koronare Herzkrankheit
- Herzinfarkt
- Nierenarterienverkalkung
- pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit)
Daher wird die Chelat-Therapie als Alternative zu Bypassoperationen und drohenden Amputationen angesehen.
Neben den therapeutischen Einsatzmöglichkeiten bei degenerativen Gefäßerkrankungen kommt die Chelat-Therapie auch bei der Ausleitung von Schwermetallen zum Einsatz.
Um diesen Einsatz der Chelat-Therapie besser nachvollziehen zu können, macht es Sinn, sich mit der Wortbedeutung des Begriffs „Chelattherapie“ näher zu beschäftigen.
Das Wort Chelat stammt vom griechischen Wort „Chele“ und bedeutet in etwa „Krebsschere“. Darunter ist die Fähigkeit eines Chelatkomplexes zu verstehen, andere Metalle stabil an sich zu binden und folglich aus dem Körper auszuscheiden.
Chelat steht verkürzt für die Bezeichnung Chelatkomplex. Unter einem Chelatkomplex versteht man Komplexverbindungen, bei denen ein Ligand (lat. ligare = binden) mindestens zwei Bindungsstellen des Zentralatoms einnimmt. Der Ligand ist der Chelator. Das Zentralatom ist ein positiv geladenes Metallion. Damit gehen Ligand und Zentralatom eine stabile Verbindung miteinander ein. Diese Verbindung zwischen dem Ligand mit seinen freien Elektronenpaaren und dem von ihm eingeschlossenen Zentralatom, also dem Metallion, wird als Chelatkomplex bezeichnet. Sofern man den Chelator zur Bindung von Schwermetallen gebraucht, kann über diese stabile Bindung des Chelators mit dem Metall eine Ausscheidung des Metalls aus dem Körper bewerkstelligt werden.
Ein Chelat ist damit eine chemische Bindung, die ein Metall oder Schwermetall stabil bindet, bis es über die Nieren aus dem Körper ausgeschieden wurde. Nur Metalle, die in frei ionisierter Form vorliegen, können von Chelaten gebunden werden. Metalle hingegen, die in einer festen chemischen Bindung vorliegen, wie z. B. in unserem Skelett, sind den Chelaten nicht zugänglich.
Diesen Mechanismus macht man sich bei der Schwermetallausleitung mithilfe von Chelatoren zunutze.
So werden bei der Chelattherapie Chelate über Infusionen in den Körper infundiert. Im Körper binden diese Chelate an entsprechende Schwer- und Leichtmetalle. Die Chelate gehen dabei eine stabile Verbindung mit diesen Metallen ein. Auf diese Weise können die Metalle mit dem Chelat über die Niere ausgeschieden und damit aus dem Körper ausgeleitet werden.
Häufig wird zur Schwermetallausleitung das Chelat EDTA verwendet. Hierbei handelt es sich um die Aminosäure Ethylendiamintetraessigsäure (Ethylendiamintetraacetat).
EDTA weist sechs freie Elektronenpaare auf. Über diese sechs Elektronenpaare kann das EDTA eine Bindung mit einem Metall eingehen. Durch den molekularen Aufbau des EDTA wird das gebundene Metall in einen heterozyklischen Ring eingebunden. Die Bindung des Metalls in diesem heterozyklischen Ring ist abhängig von dem vorliegenden pH-Wert. Mit steigenden pH-Werten wird das Chelat stabiler. Höhere pH-Werte ermöglichen damit eine sehr stabile Bindung des Chelats an das gebundene Metall.
Daher führen wir in unserer Praxis vor jeder Schwermetallausleitung eine pH-Wert Messung durch. Sofern der pH-Wert für eine stabile Bindung des Chelats zum Metall nicht ausreichend ist, geben wir vor Gabe der Chelat-Infusion eine Baseninfusion. Darüber wir der pH-Wert normalisiert, sodass eine Chelat-Therapie sicher durchführbar ist.
Die unterschiedlichen Chelate haben eine unterschiedliche Affinität zu den verschiedenen Metallionen. Daher wird je nach Schwermetallbelastung auch das entsprechende Chelat gewählt, dass die individuelle Metallbelastung bestmöglich binden und ausleiten kann.
Bei konkurrierenden Metallionen wird das Metall mit der größeren Affinität gebunden. Daher kann ein Metall aus einem Chelatkomplex auch wieder entbunden werden, sofern es auf ein Metall stößt, zu dem seine Affinität noch höher ist.
Die Affinität der einzelnen Metalle zum Liganden des Chelators wird über die Stabilitätskonstante ausgedrückt.
Je größer diese Stabilitätskonstante ist, desto größer ist die Bereitschaft des Chelators ein bestimmtes Metall zu binden. Ebenso ist das Chelat dann desto stabiler.
EDTA besitzt bspw. eine sehr hohe Affinität zu Quecksilber und Kupfer. Daher wird EDTA vorzugsweise Quecksilber und Kupfer ausleiten. EDTA kann aber auch Blei, Nickel, Kadmium und Kobalt ausleiten. Ebenso kann EDTA Aluminium binden und ausleiten.
Die Reihenfolge der aufgeführten Metalle in dem letzten Absatz entspricht dabei mit absteigender Stabilitätskonstante genau der Reihenfolge, in der EDTA mit sinkender Affinität an die Metalle bindet.
Mit anderen Worten bindet EDTA am stärksten an Quecksilber (hohe Stabilitätskonstante) und am schwächsten an Aluminium (geringe Stabilitätskonstante).
Sofern ein Patient als exemplarisch eine Metallvergiftung mit Quecksilber und Aluminium aufweist, wird zuerst Quecksilber gebunden und ausgeschieden. Das Aluminium kommt aufgrund geringerer Affinität zum EDTA vorerst nicht zum Zug. Erst nach Ausleitung von Quecksilber wird EDTA nun auch an Aluminium binden, da es nun das Metall mit der höchsten Affinität ist.
Hierbei gibt es jedoch Ausnahmen bzw. besondere Konstellationen. Sofern bspw. eine hohe Metallbelastung besteht mit einem Metall mit geringerer Affinität, kann diese hohe Metallkonzentration andere Metalle mit höherer Affinität verdrängen, sofern dieses andere Metall in geringerer Konzentration im Körper vorkommt. Damit spielt bei der Bindung der Metalle an den Liganden auch die relative Konzentration eine wichtige Rolle.
Gebunden werden bei der Chelattherapie ungebundene Metalle. Diese ungebundenen Metallionen sind freie und damit meist toxische Metalle. Metallionen kommen im Körper jedoch auch physiologisch in Proteinen vor. Bei diesen Proteinen handelt es sich um Bluteiweiße, Enzyme oder Transportproteine. Diese Metallionen sind damit an diese Eiweiße gebunden. Diese auf diese Weise gebundenen Metallionen werden bei der Chelattherapie nicht ausgleitet, da die Bindung zum Protein zu stabil ist.
Während der durchgeführten EDTA-Infusion werden an dieses Chelat freie Metallionen gebunden und über die Niere ausgeschieden.
Der EDTA-Chelatkomplex wird nicht verstoffwechselt und nicht vom Körper aufgenommen. Deshalb verlässt er den Körper mit dem Schwermetall vollständig.
Gleichzeitig werden gewisse Bestandteile der arteriosklerotischen Plaques gebunden und ebenfalls ausgeschieden.
Aus diesem Grund wird die Chelat-Therapie zur Schwermetallausleitung und Therapie bei Arteriosklerose eingesetzt.
Die Schwermetallausleitung ist damit die effektivste Möglichkeit zur Entgiftung von toxischen Metallen. Gerade bei Patienten, die eine hohe Kontamination mit Metallen aufweisen, kann über diese Therapie eine Möglichkeit zur Entgiftung geschaffen werden. Andere Patienten wiederum hatten bisher lediglich durchschnittlichen Kontakt zu Schwermetallen. Aufgrund von fehlenden oder defekten Entgiftungsenzymen ist die Fähigkeit zur selbstständigen Ausleitung der Metalle jedoch womöglich reduziert. Daher kann selbst eine durchschnittliche Exposition zu Metallen zu einer Metallvergiftung führen, aufgrund unzureichender Entgiftungsfähigkeit. Solch eine Störung der Entgiftung geht meist auf genetische Ursachen zurück. Gerade wenn die Phase II der Entgiftung gestört ist, kommt es zu einer Akkumulation von Metallen im Körper.
Wir führen vor Durchführung der Chelat-Therapie in unserer Praxis immer zuvor einen Schwermetalltest durch. Auf diese Weise kann die Stärke der toxischen Belastung genau bestimmt werden. Nach Durchführung der Schwermetallausleitung wird erneut ein Schwermetalltest durchgeführt. Darüber kann der Therapieerfolg der Ausleitung dokumentiert werden.
Neben EDTA-Infusion kommen im Rahmen der Chelat-Therapie noch DMSA und DMPS zum Einsatz.
DMSA steht für die Dimercaptobernsteinsäure (Dimercaptosuccinic acid). DMSA kann als DMSA-Infusion oder DMSA-Kapseln eingesetzt werden.
DMPS steht für die Dimercaptopropansulfonsäure (Dimercaptopropane Sulfonate). Der Handelnsname für DMPS ist Dimaval.
Das Ergebnis des Schwermetalltests gibt genauen Aufschluss über die Stärke der Schwermetallbelastung und über die im Körper nachgewiesenen Metalle. Da EDTA, DMSA und DMPS jeweils unterschiedliche Metalle binden, entscheidet der Nachweis der einzelnen Metalle, welcher dieser Chelatoren in der Chelattherapie zum Einsatz kommen.
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