Hyposensibilisierung

Die Hyposensibilisierung (Desensibilisierung, Allergieimpfung oder spezifische Immuntherapie (SIT)) gehört in den Bereich der spezifischen Immuntherapie, welche eine Toleranzinduktion zum Ziel hat. Hiermit lassen sich Allergien vom Soforttyp behandeln. Bei diesen Allergien richten sich IgE-Antikörper gegen bestimmte Allergene, die mit der Luft oder über die Nahrung aufgenommen werden.

Bei diesem Verfahren wird das Immunsystem an allergieauslösende Substanzen gewöhnt.

Dazu muss sich der Patient einer Therapie unterziehen, die in der Regel drei Jahre andauert. Monatlich wird ein Allergenextrakt injiziert. Dabei wird die Dosis des Allergens stetig erhöht, um das Immunsystem an dieses Allergen zu „gewöhnen“. Übertriebene Reaktionen des Immunsystems sollen unter dieser Therapie ausbleiben.

Sinnvoll ist die Hyposensibilisierung bei Allergien, denen man nicht aus dem Wege gehen kann. Allergien gegen bestimmte Nahrungsmittel oder gegen Tierhaare werden hingegen durch Meidung dieser Allergien „behandelt“. In diesen Fällen wäre eine Hyposensibilisierung unnötig.

Typische Allergien, die mit der Hyposensibilisierung behandelt werden können, sind:

  • Pollen
  • Schimmelpilze
  • Tierbestandteile
  • Nahrungsmittel

Bei einer Allergie vom Soforttyp (Typ I-Allergie) bildet der Körper Antikörper (IgE-Antikörper) gegen an sich harmlose Stoffe aus der Umwelt. Sobald diese Antikörper mit dem auslösenden Allergen in Kontakt kommen, kommt es zur Freisetzung von Histamin durch die Mastzellen. Das so freigesetzte Histamin bewirkt die typischen Allergiesymptome.

Bei einer Hyposensibilisierung kommt es nun durch wiederholte Exposition gegenüber den Allergenen zu einer Abschwächung der allergischen Reaktion. Die genauen Mechanismen werden dabei medizinisch derzeit noch diskutiert.

Zu Beginn der Hyposensibilisierung steht die Anfangsbehandlung. Die Anfangsbehandlung ist gleichzeitig die Steigerungsphase. In dieser Phase wird der Patient sogar wöchentlich zur ärztlichen Therapie einbestellt. Der Arzt spritzt in dieser Zeit das Allergenextrakt jede Woche unter die Haut. Die Dosis des Allergens wird dabei gesteigert. Sobald die Maximaldosis erreicht ist, erfolgt dann die zweite Phase der Therapie. Hierbei handelt es sich um die Erhaltungstherapie.

In dieser Phase der Therapie wird die Maximaldosis monatlich subkutan injiziert. Durch diesen Teil der Therapie soll in der Erhaltungsphase die Toleranz des Immunsystems gegen das Allergen beibehalten werden.

Die Hyposensibilisierung wird aus naturheilkundlicher Sicht kritisch bewertet.

Bei einer Hyposensibilisierung bleibt die eigentliche Ursache einer Allergie therapeutisch unberücksichtigt. Sofern bspw. eine gestörte Darmbarriere (Leaky Gut), eine gestörte Darmflora (Dysbiose) oder eine Schwermetallvergiftung die Ursache sind, wird an diesen Ursachen vorbei „therapiert“.

Sofern die Symptome einer Allergie ein Warnsignal des Körpers sind, sollten diese Warnsignale ernst genommen werden und nicht ungehört bleiben. Es gilt also nach der Ursache für die Allergie zu suchen und nicht ungeachtet der Ursache eine Allergietoleranz mittels Hyposensibilisierung zu erzwingen.

Gerade die Beseitigung einer Schwermetallbelastung mittels Schwermetallausleitung (man spricht hierbei von der Chelattherapie) reduziert häufig die allergische Neigung.

Eine kausale Therapie kann also ebenso zu einer Allergiefreiheit führen. Diese Therapie wird von der Schulmedizin hingegen nicht angeboten.

Sofern die Allergiefreiheit unter einer naturheilkundlichen Therapie auftritt, die die Ursache beseitigt, kann der Patient wissen, dass die Ursache berücksichtigt wurde.

Eine erreichte Allergiefreiheit ungeachtet der Ursache ist eine erzwungene Allergiefreiheit. Da die Ursache unberücksichtigt blieb, muss diese Form der schulmedizinischen Therapie ihren Preis haben. Das Problem kann sich bspw. verschieben. Es können andere „Warnsignale“ des Körpers aufleuchten, mit denen der Körper erneut um unserer Aufmerksamkeit buhlt.

Autoimmune Entgleisungen, wie bspw. eine autoimmune Erkrankung der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis) sind möglich. Wir haben in unserer Praxis solche Fälle aufgetretener Autoimmunerkrankungen im zeitlichen Zusammenhang mit der Durchführung einer Hyposensibilisierung erlebt.

Diese Autoimmunerkrankungen stellen nun ein viel größeres Problem dar und lassen sich nicht so nebenbei mittels einer Hyposensibilisierung  behandeln. Das „Warnsignal“ ertönt nun also viel lauter und die Therapie dieser „neu“ aufgetretenen Erkrankung ist deutlich aufwendiger.

Bei vielen Patienten mit Allergien reicht sogar bereits eine Ernährungsumstellung.

Manche Patienten profitieren sogar bereits davon, lediglich Milch und Milchprodukte wegzulassen. Eine vegane Ernährung bringt bereits große Ergebnisse und mitunter völlige Beschwerdefreiheit. Diese Therapie ist zudem nebenwirkungsfrei. Auch diese Therapie hat ihren Preis, es kostet Überwindung und Disziplin. Wenn eine Allergie jedoch unter einer veganen Ernährung völlig verschwindet, dann muss dies eine nicht geringe Bedeutung haben. Stärker kann der Körper mit uns nicht kommunizieren. Es gilt in diesen Fällen die Sprache des Körpers zu verstehen und entgegen dem Trend der Gesellschaft und Versprechen der Medien entsprechende Veränderungen im Lebensstil durchzuführen.

Eine Hyposensibilisierung berücksichtigt all dies und die eigentliche Ursache für eine Allergie hingegen nicht. Es ist eine menschengemachte und „moderne“ Therapie. Es fühlt sich vielleicht gut an und man ist durch regelmäßige Arztbesuche auch gut beschäftigt. Doch aus naturheilkundlicher Sicht kann der Körper des an Allergien leidenden Patienten von einer solchen künstlichen Therapie nicht viel halten.

Die Hyposensibilisierung kann auch als sog. sublinguale Immuntherapie (SLIT) erfolgen. Sofern Sie mehr darüber erfahren möchten, können Sie dies im Glossar unter dem Begriff „Sublinguale Immuntherapie“ tun.