Laktoseintoleranz

Bei einer Laktoseintoleranz kommt es zu einer schlechten Verträglichkeit von Laktose. Daher werden Milch und Milchprodukte schlecht bis überhaupt nicht vertragen.

In Europa sind etwa 5 bis 15 % der Bevölkerung von einer Laktoseintoleranz betroffen. In Afrika und Asien sind es dagegen teilweise deutlich über 90 %.

Weltweit sind es insgesamt betrachtet sogar 70 bis 80 %, die eine Laktoseintoleranz aufweisen.

Die für die Aufspaltung der Laktose nötige Laktase wird normalerweise von den Dünndarmzellen hergestellt und an das Darmlumen abgegeben. Bei einer Laktoseintoleranz ist die Herstellung der Laktase durch die Darmschleimhautzellen gestört.

Der Grund für die Laktoseintoleranz liegt in einem Enzymmangel. Enzyme werden während des Verdauungsprozesses zur Verdauung der Nahrung benötigt. Bei einer Laktoseintoleranz fehlt es an dem Enzym Laktase. Durch die fehlende Laktase wird der Milchzucker Laktose nicht oder nur unzureichend vom Darm ins Blut aufgenommen. Die Laktose verbleibt damit im Darm und gelangt in den Dickdarm. Im Dickdarm wird die Laktose von Darmbakterien verwertet. Dies geschieht unter erheblicher Gasbildung. Diese Gasbildung ist für die Beschwerden bei einer Laktoseintoleranz verantwortlich.

Die Laktoseintoleranz gehört in die Sparte der Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Durch den Mangel an Laktase kann der Zweifachzucker Laktose nicht in die beiden Einfachzucker Galaktose und Glukose aufgespalten werden. Da der Zweifachzucker (Milchzucker) als Molekül zu groß für eine Resorption durch die Darmschleimhaut ist, verbleibt er im Darm. Lediglich die Monosaccharide Galaktose und Glukose könnten die Darmschleimhaut passieren.

Aufgrund der fehlenden Aufspaltung der Laktose dient der Milchzucker folglich im Dickdarm den Dickdarmbakterien als Nahrung. Bei der bakteriellen Verwertung der Laktose entstehen Stoffwechselprodukte. Zu diesen Stoffwechselprodukten gehören Milchsäuren und Gase wie Wasserstoff, Kohlenstoffdioxid und Methan.

Es werden verschiedene Formen der Milchzuckerunverträglichkeit unterschieden.

Bei der primären Laktoseintoleranz ist die Laktoseintoleranz keine Folge einer anderen Grunderkrankung, sondern besteht alleinständig.

Bei der primären Laktoseintoleranz unterscheidet man den physiologischer Laktasemangel und den neonatalen Laktasemangel.

Beim physiologischen Laktasemangel kommt es im Zuge des Abstillens zu einer verminderten Fähigkeit der Darmschleimhautzellen zur Synthese von Laktase. Dadurch kommt es zu einer schlechteren Verträglichkeit für Milchzucker.

Dieser Vorgang ist an sich physiologisch, da nach dem Abstillen der Muttermilch keine Laktase zum Aufspalten der mütterlichen Laktose mehr benötigt wird.

Da der Mensch das einzige Säugetier ist, das nach dem Abstillen noch Milch trinkt, fällt hier der natürliche Mangel an Laktase überhaupt erst auf. Auch der Mensch trinkt nach dem Abstillen der Muttermilch keine Muttermilch mehr, sodass es auch keiner Laktase mehr bedarf. Da der Mensch auf die Milch anderer Säugetiere ausweicht (Kuhmilch), fällt der Laktasemangel nun jedoch in Augenschein.

Da viele Europäer selbst lange nach dem Abstillen noch Milch vertragen, ist uns Europäern meist überhaupt nicht bewusst, dass der Konsum von Kuhmilch unnatürlich ist. Andere Völker wie bspw. Afrikaner und Asiaten sind hingegen sehr stark von einer Laktoseintoleranz betroffen. Hier ist die Meidung von Kuhmilch natürlich und selbstverständlich.

Beim neonatalen Laktasemangel besteht der Mangel an Laktase unphysiologischerweise von Geburt an, sodass selbst die für die Entwicklung wichtige Muttermilch nicht oder nur schlecht vertragen wird. Diese besondere Form des Laktasemangels ist sehr selten.

Da die Menge der verträglichen Milch meist stark reduziert ist, spricht man hierbei auch von einer absoluten Laktoseintoleranz.

Die absolute Laktoseintoleranz ist auf einen genetischen Defekt zurückzuführen, welcher die Synthese von Laktase stört. Durch starken Durchfall wenige Tage nach der Geburt infolge des Trinkens an der mütterlichen Brust, wird diese Stoffwechselstörung meist erkannt.

Neben der primären Laktoseintoleranz gibt es noch die sekundäre Laktoseintoleranz.

Diese Form der Laktoseintoleranz ist erworben und Folge einer anderen Grundkrankheit.

So kann bspw. eine Schädigung der Darmschleimhaut zu einer verminderten Produktion der Laktase führen.

Die Schädigung der Darmschleimhaut stellt hierbei die Grundkrankheit dar. Infolge der Grundkrankheit kommt es zur Laktoseintoleranz. Die Laktoseintoleranz ist also Symptom der primären Erkrankung.

Typische Grundkrankheiten, die zu einer Milchzuckerunverträglichkeit führen können, sind:

  • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
  • Darm-Infektionen
  • Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) Nahrungsmittelallergien
  • Operationen am Magen-Darm-Trakt

Sobald die Grundkrankheit therapiert wird oder ausgeheilt ist, stellt sich die Verträglichkeit des Milchzuckers auch wieder ein.

Die individuelle Toleranz für Laktose ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Sofern diese Toleranzschwelle überschritten wird, kommt es zu den typischen Symptomen bei Laktoseintoleranz.

Zu den Symptomen der Laktoseintoleranz gehören:

  • Blähbauch
  • Völlegefühl
  • Darmblähungen
  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit
  • Durchfall
  • Verstopfung

Pathophysiologisch sind zwei Phänomene für diese Beschwerden verantwortlich.

Einerseits kommt es zur Entstehung von Gasen durch die Bakterien im Dickdarm. Durch diese Gase kommt es zu den Blähungen und infolgedessen zu den Bauchschmerzen.

Andererseits kommt es bei der bakteriellen Aufspaltung der Laktose zur Entstehung von Stoffwechselprodukten. Diese Stoffwechselprodukte binden Wasser an sich, sodass Flüssigkeit in den Darm einströmt und zu Durchfall führt.

Sofern bei der bakteriellen Aufspaltung hingegen vermehrt Methan entsteht, kommt es durch dieses Gas zur Verlangsamung der Darmtätigkeit. Diese reduzierte Darmtätigkeit kann dann zur Verstopfung führen.

Letztlich hängt es von der enteralen Darmflora ab, ob vermehrt Kohlenstoffdioxid oder Methan produziert werden. Einige Bakterien sind eher Kohlenstoffdioxid-Produzenten. Andere Bakterien der Darmflora hingegen stellen eher Methan her.

Neben diesen Symptomen der Laktoseintoleranz – bezogen auf den Verdauungstrakt – können Beschwerden aber auch an anderen Körperregionen auftreten.

Zu diesen systemischen Symptomen gehören:

  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Gedächtnisstörungen
  • Antriebsstörungen
  • Hautunreinheiten
  • depressive Verstimmungen
  • Schlafstörungen
  • Schweißausbrüche

Als mögliche Erklärung für diese Beschwerden außerhalb des Magen-Darm-Trakts werden die toxischen Stoffwechselendprodukte herangezogen, die im Darm durch die bakterielle Aufspaltung der Laktose entstehen und über die Blutbahn den ganzen Körper erreichen.

Sofern mit der Laktose über die Nahrung auch günstige Darmbakterien zugeführt werden, kann die Laktose enteral meist besser verwertet werden. So führen Sauermilchprodukte aufgrund der in ihnen befindlichen Milchsäurebakterien meist zu einer besseren Verträglichkeit des Milchzuckers, da die Milchsäurebakterien den Darm in der Verwertung der Laktose unterstützen.

Die Diagnose der Laktoseintoleranz wird durch einen Laktoseintoleranz-Test gestellt.

Bei diesem Test wird auf Milchzuckerunverträglichkeit untersucht.

Da die Symptome der Milchzuckerunverträglichkeit auch bei anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten  auftreten können, ist anhand der Symptomatik eine Diagnosestellung nicht so ohne Weiteres möglich.

Die verschiedenen Verfahren zum sicheren Nachweis einer Laktoseintoleranz stellen wir ihnen im Glossar unter dem Begriff „Laktoseintoleranz-Test“ vor.

Mittlerweile ist es gerade in Deutschland nicht mehr sonderlich schwer, auf Milchprodukte zu verzichten, da es zahlreiche pflanzliche Alternativen gibt.

  • Hafermilch
  • Mandelmilch
  • Dinkelmilch
  • Hirsemilch
  • Haselnussmilch
  • Cashewmilch
  • Sojamilch
  • Hanfmilch
  • Reismilch
  • Lupinenmilch
  • Erbsenmilch
  • andere Getreidemilchsorten

Viele dieser pflanzlichen Alternativen enthalten nicht nur keine Laktose, sondern sind zugleich frei von Gluten und Milcheiweiß.

Diese Milchalternativen können selbst frisch am Morgen oder den Abend zuvor zubereitet werden. Gerade wenn Nussmilch verwendet wird, ist die Milch dann reich an Eiweißen, Spurenelementen und Vitaminen.

Vor allem die Lupinenmilch ist zudem reich an Mineralstoffen wie Kalium, Magnesium, Kalzium und Eisen.

Die meisten pflanzlichen Milchalternativen kommen zwar von ihrem Kalziumgehalt nicht an den Kalziumgehalt der Milch heran, dies ist aber auch gar nicht nötig.

Es ist zwar richtig, dass die Kuhmilch relativ viel Kalzium enthält. Aufgrund des Milcheiweißes Kasein kommt es jedoch zu einem relativ starken renalen Verlust an Kalzium.

Es werden durch den Verzehr von Kuhmilch, also größere Mengen Kalzium dem Körper angeboten. Durch die Ausscheidung von Kalzium über die Nieren liegt die Kalziumbilanz hingegen häufig im negativen Bereich. Daher weisen weltweit die Länder mit dem größten Kuhmilchkonsum die höchsten Raten an Osteoporose auf.

Viele Menschen glauben an den positiven Nutzen der Kuhmilch für Ihre Knochengesundheit aufgrund des in Kuhmilch enthaltenen Kalziums. Letztlich ist diese Annahme aber lediglich die Folge von medialen Werbeversprechen, die nachweislich wissenschaftlich nicht haltbar sind.

Bei einer erst in späten Lebensjahren aufgetretenen Laktoseintoleranz sollte eine Grundkrankheit, die sekundär zur Laktoseintoleranz geführt haben hätte können, ausgeschlossen werden.

Dafür eignet sich bspw. eine Stuhluntersuchung. Hierbei wird neben anderen Parametern auch auf Entzündungen im Darm getestet. Diese Analysen sind sehr genau und können eine entzündliche Darmerkrankung bei Laktoseintoleranz ausschließen. Sprechen Sie uns gerne in der Praxis darauf an, sofern Sie solch eine Stuhluntersuchung bei sich durchführen lassen möchten.

Als Lektüre über die Auswirkungen von Milch und tierischen Proteinen empfehlen wir Ihnen das Buch „The China Study“ von T. Colin Campbell und „How Not To Die“ von Michael Greger. Beide Bücher sind auch ins Deutsche übersetzt.