Amygdalin

Amygdalin ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der auch als Vitamin B17 bezeichnet wird.

Amygdalin enthält eine inaktive Blausäureform. Sie zerfällt durch den Einfluss bestimmter Enzyme in Cyanid (Blausäure). Dieser Wirkstoff soll den gesunden Zellen nicht schaden, aber eine giftige Wirkung auf Krebszellen haben.

Es ist ein Glykosid, aus dem sich durch enzymatische Spaltung Blausäure bilden kann und antitumoröse Wirkungen haben soll.

Die antitumoröse Wirksamkeit wird dem Cyanid zugeschrieben. Dieses Cyanid wird beim enzymatischen Abbau von Amygdalin (Laetrile) freigesetzt. Hierbei sollen ausschließlich Krebszellen geschädigt werden.

Diese selektive Wirkung sei durch den veränderten Stoffwechsel der Krebszellen bedingt. So seien maligne Zellen aufgrund von zwei Eigenschaften gegenüber cyanogenen Glykosiden besonders anfällig.

Einerseits weisen sie im Vergleich zu gesunden Körperzellen höhere Spiegel an β-Glucosidasen und β-Glucuronidase auf. Diese höheren β-Glucosidasen- und β-Glucuronidase-Spiegel bedingen eine raschere Freisetzung der Cyanide aus Laetrile oder Amygdalin. Die ß-Glucosidase soll als Enzym also das Amygdalin in die giftige Blausäure umwandeln. Dieses Enzym soll in Tumorzellen in 3000-fach höherer Konzentration enthalten sein als in gesunden Zellen.

Andererseits fehle es Tumorzellen an dem Enzym Rhodanase. Dieses Enzym sei imstande, das Cyanid in seine unschädliche Verbindung Thiocyanat umzuwandeln.

Amygdalin wurde 1830 von französischen Chemikern entdeckt und als Wirkstoff isoliert. 1845 wurde Amygdalin erstmals in Russland als Krebsmedikament eingesetzt. In den 1950er-Jahren entwickelte der Chemiker Ernst T. Krebs in den USA eine Form des Amygdalins, die über Infusionen und Injektionen verabreicht werden konnte. Hierbei handelte es sich um eine semisynthetische Form des Amygdalins. Später wurde dieses so entwickelte Amygdalin unter der Bezeichnung Laetrile bekannt.

Natürliche Vorkommen von Amygdalin sind:

  • Bittermandeln
  • Aprikosenkerne
  • Pfirsichkerne
  • Apfelkerne
  • Samen anderer Steinfrüchte
  • Limabohnen
  • Klee
  • Hirse

Amygdalin wird im Rahmen der biologischen Krebstherapie eingesetzt. Befürworter des therapeutischen Einsatzes von Amygdalin bezeichnen es als „natürliches Chemotherapeutikum“. Es kommt als Infusionstherapie bspw. mit 18 g Amygdalin je Infusion vor. Dies entspräche einer Wirkstoffmenge aus 36.000 Aprikosenkernen.

Die Bezeichnung „Vitamin B17“ ist irreführend. Vitamine sind dadurch charakterisiert, dass sie dem Körper zugeführt werden müssen, da er sie selber nicht herstellen kann. So müssen bspw. Vitamin C, die B-Vitamine oder Vitamin E aus diesem Grund über die Nahrung aufgenommen werden.

Vitamin B17 hingegen ist für den menschlichen Stoffwechsel hingegen nicht essenziell. Daher ist die Verwendung der Bezeichnung „Vitamin“ nicht zutreffend.

Eine andere Bezeichnung für Amygdalin ist Laetrile. Bei diesem Begriff handelt es sich um ein Akronym, das aus dem Englischen kommt: „LAEvorotatory“ und „mandeloniTRILE“

Bei Laetrile handelt es sich um die gereinigte semisynthetische Form des Amygdalins.

Laetrile kann oral, intravenös oder intramuskulär angewendet werden.