Lexikon
Ausleitungsverfahren
Ausleitungsverfahren kommen bei Entgiftungstherapien zum Einsatz und beschreiben die Bindung von toxischen Substanzen im Gewebe, den Transport zu den Ausscheideorganen und letztlich die Ausscheidung aus dem Körper über Leber und Niere.
Der Mensch ist zahlreichen Giften ausgesetzt. Zu diesen Giften gehören Abgase, Zigarettenrauch, Schimmelpilze, Kunststoffe, Verpackungen, Metalle und sonstige in der Industrie eingesetzten Chemikalien.
Zur Entgiftung einer klassischen Metallvergiftung eignet sich die Schwermetallausleitung. Diese wird auch als Chelattherapie bezeichnet und beschreibt die Bindung von Metallen über sogenannte Komplexbildner. Diese Komplexbildner gehen mit dem Metall eine Verbindung ein. Diese Verbindung wird dann als Chelatkomplexe oder verkürzt als Chelat bezeichnet.
Bei diesem Ausleitungsverfahren wird die Metallbelastung des Körpers über EDTA-, DMSA- oder DMPS-Infusionen ausgeleitet. Über die Gabe von Selen kann die Schwermetallausleitung noch zusätzlich unterstütz werden. Gerade Quecksilber wird mithilfe von Selentabletten oder Seleninfusionen vermehrt ausgeleitet.
Selen wird für die Synthese von Enzymen benötigt, die für die Entgiftung des Körpers zuständig sind. Auch wird es für die Synthese körpereigener Antioxidantien verwendet. So beeinflusst der Selenspiegel maßgeblich die Aktivität der Glutathionperoxidasen. Die Glutathionperoxidasen unterstützen bei der Entgiftung von Metallen, reduzieren aber auch den oxidativen Stress. Selen dient also zur Bekämpfung freier Radikale.
Je besser die Selenversorgung ist, desto besser kann sich der Körper vor toxischen Substanzen schützen. Daher sollte bei einer Ausleitungstherapie auch auf eine ausreichende Selenversorgung geachtet werden.
Daher scheint es auch nicht verwunderlich, dass das Krebsrisiko für Blasenkrebs, Lungenkrebs, Magenkrebs, Speiseröhrenkrebs und Leberkrebs bei Selenmangel um das zwei- bis dreifache steigt. Bei Schilddrüsenkrebs fällt ein Selenmangel noch stärker ins Gewicht. So ist das Risiko für Schilddrüsenkrebs bei Selenmangel um fast achtmal größer.
Ebenso wirkt Selen der Giftigkeit von Schwermetallen entgegen. Dies trifft gerade für Quecksilber zu. So führt ein hoher Selenspiegel zu einer deutlich verminderten Giftigkeit von Methylquecksilber. Daher wird Selen auch in Tierfutter eingesetzt. So führt eine Belastung mit Quecksilber bei Tieren mit ausreichendem Selenspiegel zu weniger Gesundheitsschäden.
Der Körper profitiert aber auch bei anderen Metallbelastungen von einer guten Selenversorgung. Zu diesen Metallen gehören bspw. anorganisches Quecksilber, Thallium und Kadmium.
Neben Selen kann auch Vitamin E die Toxizität einiger Metalle reduzieren. Dies trifft erneut gerade für Methylquecksilber zu.
Auch Bentonit unterstützt bei der Ausleitung.
Bentonit ist ein Gesteinsmehl, das eine Mischung aus verschiedenen Tonmineralien ist. Als wichtigsten Bestandteil enthält es mit etwa 95 % Montmorillonit. Es handelt sich hierbei um eine stark poröse Kreideart aus verwitterter Vulkanasche.
Bentonit besitzt eine große, negativ geladene Struktur. Dadurch zieht Bentonit Schadstoffe an und bindet diese.
Bentonit kommt bei einem Gramm bereits auf eine Gesamtoberfläche von 400 bis 600 Quadratmetern. Diese große Fläche steht zur Resorption von Schadstoffen zur Verfügung. Die hohe Resorptionsfähigkeit ist als der negativen Ladung der Oberfläche und der zur Verfügung stehenden Gesamtoberfläche geschuldet.
Toxische Stoffe werden durch Bentonit bereits im Verdauungstrakt gebunden. Somit werden diese Stoffe gar nicht erst ins Blut-Kreislaufsystem resorbiert. Dies führt zur Entlastung der Ausscheideorgane Leber und Nieren.
Neben Bentonit kann auch mit Zeolith ausgeleitet und entgiftet werden.
Zeolith ist ein natürliches Mineral vulkanischen Ursprungs. Es ist aufgrund seines komplexen Mikrokanalsystems mit einer großen inneren Oberfläche ausgestattet. Diese innere Oberfläche ist durch die Hohlräume aus Käfigen und Kanälen bedingt. In diese Hohlräume können Schadstoffe aus der Umwelt aufgenommen werden. Im Gegenzug gibt Zeolith dafür die Mineralien von seiner Oberfläche frei. Gerade für Klinoptilolith-Zeolith werden starke resorbierende Eigenschaften angegeben. So gebundene Schadstoffe passieren so den Darm. Letztlich kommt es zu einer Ausscheidung der so gebundenen Schadstoffe und des Zeoliths selbst. Das Naturmineral wird im Darm also nicht resorbiert.
Peroral eingenommen, wirkt Zeolith im Darm wie ein Schwamm. Es fungiert als Adsorber für Schadstoffe. In Untersuchungen konnten so bspw. die Bleikonzentration im Blut von Probanden bei Einsatz von Zeolith reduziert werden.
Zum Ausleiten eignet sich auch Chlorella.
Chlorella ist eine Gattung von Süßwasseralgen mit enormer Nährstoffdichte und hohen Chlorophyllgehalt. Innerhalb der Algengattung, die viele Unterarten besitzt, wird in Nahrungsergänzungsmitteln meist die Chlorella vulgaris oder Chlorella sorokiniana eingesetzt. Die Mikroalge imponiert mit einem hohen Proteingehalt und weiteren Mineralien (Eisen, Magnesium, Kalzium, Phosphor, Zink und Mangan) und Vitaminen (Vitamin B12).
Damit versorgt die Alge uns nicht nur mit essenziellen Nährstoffen, sondern ist auch für die Entgiftung geeignet. So ist sie aufgrund der Struktur ihrer Zellmembran zum Binden von Schwermetallen und einigen anderen Umweltgiften wie Dioxin, Formaldehyd und verschiedenen Insektenschutzmitteln imstande. Diese Schadstoffe werden absorbiert, gebunden und ausgeleitet.
In Untersuchungen konnten so die tägliche Menge ausgeschiedner Metalle durch Einnahme von Chlorella signifikant gesteigert werden.
Vorzugsweise sollte pulverisiertes Chlorella aus europäischen Anbau verwendet werden. Chlorella aus China führt vermutlich eher zu einer weiteren Vergiftung mit Metallen, als das wirklich Metalle entgiftet werden würde. Da Chlorella seine adsorbierenden Eigenschaften auch in der Natur besitzt, kann die Kugelalge bei Wachstum in einer verschmutzen Umwelt bereits mit vielen Schadstoffen belastet sein. In diesem Fall wäre eine Einnahme kontraproduktiv. In Untersuchungen konnten so die tägliche Menge ausgeschiedner Metalle durch Einnahme von Chlorella signifikant gesteigert werden.
Ebenfalls bei der Ausleitung kann Glutathion unterstützen. Glutathion ist ein Tripeptid, bestehend aus den drei Aminosäuren Glutaminsäure, Cystein und Glycin.
Glutathion findet sich in allen Körperzellen und kann eigenständig von diesen Zellen produziert werden. Hauptsächlich wird Glutathion hingegen in der Leber synthetisiert.
Die Hauptwirkung des Glutathions besteht in der Reduzierung von reaktiven Sauerstoffverbindungen. Damit fungiert es als starkes Antioxidans. Auf diese Weise wird die Zelle vor Schäden durch freie Radikale geschützt. Damit besitzt das Tripeptid weitreichende zellschützende Funktion. Die Bioverfügbarkeit von Glutathion ist bei oraler Verabreichung schlecht. Dies ist durch die Peptidasen bedingt, die das Glutathion in seine Bestandteile zerlegen.
Sofern also von der entgiftenden und zellschützenden Wirkung von Glutathion Gebrauch gemacht werden soll, sollte das Tripeptid als bioverfügbare Infusion oder Injektion gegeben werden. Ersatzweise kann auch die orale Gabe von N-Acetyl-Cystein (NAC) erfolgen.
N-Acetyl-Cystein (NAC) ist eine Vorstufe von L-Cystein und damit auch von Glutathion. Als Baustein für die Synthese von Glutathion steigert NAC die Aktivität der Glutathion-S-Transferase. Dadurch wird die Leberentgiftung verbessert. Eine noch höhere Bioverfügbarkeit besitzt die Gabe von Glutathion als Infusion. Die effektivste Glutathion-Therapie stellt hier die Zuführung von Eumetabol dar.
Eumetabol beinhaltet mit S-Acetyl-Glutathion die arzneilich wirksamste Form des Glutathions. Diese Form erreicht als einzige Glutathion-Therapie die Körperzellen.
Da die Fähigkeit zur Synthese von Glutathion mit steigendem Alter abnimmt, steigt der Bedarf mit zunehmendem Alter. Auch chronische Erkrankungen, oxidativer Stress und eine Schwermetallbelastung erhöhen den Bedarf.
Glutathion wird für die Entgiftung von Säuren und Toxinen gebraucht. Daher ist es ein weiteres wichtiges Ausleitungsverfahren. Es bindet an diese Gifte und bildet einen wasserlöslichen Komplex, der dann über die Nieren ausgeschieden werden kann.
Ein weiteres bekanntes Adjuvans bei der Entgiftung ist Bärlauch. Bärlauch ist eine Pflanzenart aus der Gattung Allium und somit verwandt mit Schnittlauch, Zwiebel und Knoblauch.
Es unterstützt die Ausleitung von Schwermetallen, Pestiziden, Viren und Schimmelpilzen. Bärlauch wirkt antioxidativ, antikanzerogen und antiinflammatorisch.
Aufgrund seines Wirkstoffs Allicin gilt es als ein natürliches Antibiotikum. Es reinigt das Blut und leitet aufgrund seines Chlorophylls und der Schwefelverbindungen Giftstoffe aus.
Damit unterstützt das Zwiebelgewächs die Phase 2 der Entgiftung. In der zweiten Phase der Entgiftung werden die Giftstoffe u. a. an Schwefel gebunden, um dann in dieser wasserlöslichen Form über die Niere ausgeschieden zu werden.
Eines der hervorragendsten Mittel zur Ausleitung ist die Alpha-Liponsäure.
Alpha-Liponsäure bindet sich an wasser- und fettlösliche Giftstoffe und scheidet diese aus. Es bindet und leitet vor allem Schwermetalle aus. Es ist selbst ein Antioxidans und schützt als solches die Mitochondrien vor oxidativem Stress. Es reaktiviert aber auch andere Antioxidantien wie Vitamin C, Glutathion und Vitamin E.
Aufgrund der wasser- und fettlöslichen Eigenschaften der schwefelhaltigen Fettsäure kann es die Blut-Hirn-Schranke überwinden und das Gehirn entgiften. Ebenso verleiht diese Eigenschaft diesem Antioxidans die Fähigkeit, die Zellmembran zu passieren. Auf diese Weise wird bei einer durchführten Entgiftung auch die Zelle mit ausgleitet. Üblicherweise wird bei einer Ausleitungstherapie nur das Gewebe und der Raum um die Zellen herum ausgeleitet. Durch den Einsatz der Alpha-Liponsäure wird auch intrazellulär entgiftet. Da sich viele Physiologien in den Zellen abspielen, ist dies eine wichtige therapeutische Komponente in der naturheilkundlichen Entgiftung.
In der Praxis werden Alpha-Liponsäure-Infusionen daher unterstützend bei Schwermetallausleitungen und zur Behandlung von diabetischer Polyneuropathie eingesetzt.
Natürliche Vorkommen der schwefelhaltigen Fettsäure sind Gemüse wie Spinat, Brokkoli und Tomaten. In diesen natürlichen Quellen ist ausschließlich die sogenannte R-Form der Alpha-Liponsäure vorhanden. Neben der R-Form gibt es noch die S-Alpha-Liponsäure. Nahrungsergänzungsmittel enthalten in der Regel ein Gemisch aus R- und S-Alpha-Liponsäure. Einige Präparate enthalten auch nur die R-Form. Bei der oralen Zufuhr wird diese R-Alpha-Liponsäure bevorzugt.
Weitere Wirkstoffe, die in einer Ausleitungstherapie Verwendung finden, sind:
- DMSA
- DMPS
- EDTA
- Curcumin
- Sulforaphan
- Resveratrol
- Grünteeextrakt
- Astaxanthin
- Quercetin
- Pterostilben (enthalten in dunklen Beeren)
- Knoblauch
- Vitamin C
- Vitamin E
- Flavonoide
- Lycopin aus Tomaten
- Capsaicin aus Chili
- Mariendistel
- Artischockenextrakt
Damit stehen zahlreiche Ausleitungsverfahren zur Verfügung. Dies scheint bei der Menge an Giften, denen der moderne Mensch ausgesetzt scheint, auch nötig.