Lexikon
Bauernhofeffekt
Der Bauernhofeffekt beschreibt den positiven Effekt des Aufwachsens auf einen Bauernhof hinsichtlich dem Auftreten und der Entwicklung von Allergien.
Untersuchungen haben ergeben, dass Kinder, die auf einem Bauernhof groß werden, ein geringeres Risiko haben, an einer Allergie zu erkranken.
In diesem Zusammenhang wird auch von dem „Kuhstalleffekt“ gesprochen.
Damit scheint sich das Leben auf einem Bauernhof positiv auf das Immunsystem auszuwirken. Ein Bauernhof ist der Inbegriff für das Vorhandensein zahlreicher natürlicher Substanzen und Mikroorganismen.
Zu den natürlichen Substanzen zählen sämtliche Pollen, Gräser, Tierausscheidungen und sonstige Stoffe, die in der Natur so zahlreich vorkommen.
Zu den Mikroorganismen zählen sämtliche Bakterien, die in der Natur leben. Diese kommen im Stall, in den Ausscheidungen der Tiere, dem Tierfell und der Wiese vor. Unsere Natur würde ohne Bakterien so nicht existieren können. Bakterien kommen zahlreich auf Pflanzen und im Erdboden vor. Sie erfüllen dort ihre Aufgabe und sind unentbehrlicher Bestandteil.
Gerade der intensive Kontakt mit diesen natürlichen Substanzen und den Mikroorganismen scheint vorteilhaft für unseren Körper zu sein. Es scheint gerade so, als würde ein natürliches Leben in der Natur, ein Leben auf dem Land, folglich eine natürliche Gesundheit mit sich bringen. Ein unnatürliches Leben in der Stadt hingegen scheint zahlreiche unnatürliche Krankheiten mit sich zu bringen.
Unser Lebensumfeld ist als mitbeteiligt an unserer Gesundheit. Ein gesundes Lebensumfeld bringt Gesundheit mit sich. Ein krankes Lebensumfeld muss logischerweise auch zu Krankheiten führen.
Der Bauernhofeffekt scheint diesen logischen Zusammenhang lediglich exemplarisch für das Leben auf einen Bauernhof aufzuzeigen. Da wo es einen Bauernhoffeffekt gibt, muss es sinnvollerweise auch einen „Landlebeneffekt“ und einen „Stadtlebeneffekt“ geben.
Damit müssen auch weitere Lebensstilfaktoren einen Effekt haben. Es muss also auch einen „Fastfoodeffekt“, einen „Stresseffekt“, einen „Bewegungsmangeleffekt“, einen „Alkoholeffekt“ geben.
Wir wissen heute, dass all diese Lebenstilfragen ihre Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Medial werden die unterschiedlichen Lebensstile aber nicht besonders thematisiert. Da viele Menschen eher ungesund leben, würden sich vermutlich bei medialer Betrachtung zu viele Menschen in ihren Lebensgewohnheiten angegriffen fühlen.
Der Lebensstil hat gerade in den frühen Jahren unserer Entwicklung weiterreichenden Einfluss auf unsere Gesundheit. So ist dies auch beim Bauernhofeffekt.
Gerade in den früheren Jahren der kindlichen Entwicklung lernt das Immunsystem durch Kontakt mit der Außenwelt überhaupt erst die Umgebung kennen. Alles, was es in dieser Zeit „kennen lernt“, wird als normal, als Bestandteil der Umgebung, in der man lebt, identifiziert. Auf diese Weise wird die Natur mit all ihren Bestandteilen als natürliche Lebensumgebung identifiziert.
Das Auftreten von Allergien wird damit unwahrscheinlicher. Da die natürliche Umgebung als „normal“ eingestuft wurde, wird auch bei späteren und erneuten Kontakten mit dieser Umgebung in aller Regel keine Allergie folgen.
Sofern durch allzu hygienische Verhältnisse in der Kindheit hingegen ein ausgiebiger Kontakt mit der Umwelt und Natur ausgeblieben ist, kann das Immunsystem sich bei späteren Kontakt mit diesen Substanzen gegen diese richten.
Vieles hängt also davon ab, dass das Immunsystem durch intensiven Kontakt mit der Natur in der Kindheit diese Umwelt als normal einstuft. Das Immunsystem muss die Umwelt schlicht kennenlernen.
Neben dem Kennenlernen der Umwelt ist aber auch der ausgiebige Kontakt mit den Mikroorganismen hilfreich gegen die Entwicklung von Allergien.
Der Kontakt mit Bakterien macht überhaupt die Ansiedlung dieser Bakterien im Darm erst möglich. Langfristig entsteht dadurch unsere Darmflora. Je diverser unserer Darmflora ist, desto mehr Trainingsmöglichkeit hat unser Immunsystem.
Durch das Training unseres Immunsystems an unserer Darmflora wird das Immunsystem überhaupt erst stark.
Außerdem führt das Vorhandensein einer intakten Darmflora dazu, dass sich das Immunsystem mit den Bakterien im Darm beschäftigen kann. Es kann sich sozusagen an den Darmbakterien „abreagieren“. Damit werden überschießende Reaktionen auf Bestandteile in der Umwelt vorgebeugt. Eine Allergieentstehung wird damit verhindert.
Der übermäßige Gebrauch von Sagrotan und anderen Desinfektionsmitteln in der Kindheit steht dem Bauernhofeffekt dagegen gewissermaßen gegenüber.
Früher Kontakt mit Erde, Staub, Gras, Heu und der dort befindlichen Mikroorganismen würden den Untersuchungen zufolge viele Hyposensibilisierungen unnötig machen.
Dreck und Erde gibt es indes nicht nur auf dem Bauernhof. Selbst Spaziergänge im Wald, Kontakt mit Tieren, das Tollen auf der Wiese, Ausflüge aufs Land, würden hier hilfreich sein. Das städtische Leben hingegen ist eher arm an Mikroben. Auch weist es deutlich weniger Substanzen aus der Natur auf. Beide fördern die Entwicklung von Allergien. Die Verschmutzung in den Städten ist ein dritter Faktor in der Entstehung von Allergien.